Lost in Translation: Wie Wir Uns Übersetzen
By Isabelle Drage (The Language Exepress)
German version:
Wie sehr verändern wir uns in einer anderen Sprache? Übertragen wir unbewusst unsere Persönlichkeiten? Die Rückkehr ins Vereinigte Königreich war für Isabelle eine seltsame Erfahrung, nachdem sie ihr Auslandsjahr in Tübingen verbracht hatte. Jetzt denkt sie darüber nach, wie Sprache und Kultur zusammenspielen.
Seit ich wieder, nach meinem Auslandssemester, in England angekommen bin, kann ich manchmal Wörter nicht finden. Im Englischen meine ich, nicht im Deutschen. Wenn ich „genau“ oder „alles klar“ sagen würde, finde ich plötzlich ein Loch im Englischen, das ich bisher nie bemerkt habe. Es gibt zwar Alternativen, allerdings geht immer etwas verloren. Es klingt protzig, wie das Stereotyp der Mädchen, die gerade von ihren Auslandsjahr heimgekommen sind, und einem Barista „Ciao“ sagen, aber es gibt eine bestimmte Anpassung, die stattfinden muss, und die, meiner Meinung nach, ist die schwierigste Übersetzungsaufgabe: die Übersetzung von sich selbst.
…es muss eine gewisse Anpassung stattfinden, und für mich ist das die schwierigste Übersetzungsaufgabe: die Übersetzung des Selbst.
Da ich eine Übersetzerin sein möchte, interessiere ich mich nicht nur für die Übersetzung von Worten, sondern auch für die Übersetzung von Kultur und kulturellen Besonderheiten. Das Verfahren kommt mir wie ein Rätsel vor, wobei man die Antwort, die am besten passt, finden muss. Nur gibt es keine einzelne Antwort, sondern mehrere mögliche Antworten. Diese Antworten sind ähnlich, aber selten Synonyme. Manchmal, wenn ich versuche etwas Deutsches meiner Familie zu erklären, oder wenn ich eine Geschichte von meinem Auslandsjahr erzähle, ist es auch so. Es gibt in jedem Land, und außerdem in jeder Sprache, bestimmte Zusammenhänge, die schwierig zu erklären sind, oder Voraussetzungen, die als selbstverständlich hingenommen werden. Als ich jünger war dachte ich, dass jeder mit einem Wörterbuch übersetzen könnte. Wörter sind allerdings mit einer Kultur und einem Kontext verknüpft, und das ist nie einfach zu übersetzen.
Wenn man in einem neuen Land ist, muss man sich natürlich anpassen, und das Verfahren scheint mir auch wie eine Übersetzung. Beim Übersetzen wird immer etwas verändert, sei es dass etwas verloren geht oder hinzugefügt wird. Auf die gleiche Weise, als ich in Deutschland angekommen bin, musste ich mein Verhalten verändern, um mich der deutschen Kultur anzupassen. Da habe ich bestimmte Sachen von Zuhause vermisst, nicht die Sprache, sondern Rituale und Angewohnheiten, aber im Laufe des Jahres habe ich auch deutsche Angewohnheiten bekommen und mich an deutsche Kultur gewöhnt. Versteht mich nicht falsch, ich bin weder Deutsche noch fließend deutschsprachig geworden.
Ich bin im Großen und Ganzen die gleiche Person, die ich vor einem Jahr war, da hat sich nichts dramatisches verändert. Jedoch wenn man umzieht, egal ob es im Ausland oder nicht ist, nimmt man ja Sachen mit, aber man lässt auch Sachen zurück, genau wie in Übersetzung. Wir sprechen von einem „Kulturschock“ wenn man in einem neuen Land ist, aber nicht wenn man wieder nach Hause geht. Es wird erwartet, dass wir in die gleichen vorherigen Schuhen hineinpassen sollen, obwohl man seit einem Jahr an ein anderes Paar gewohnt ist.
Aber wenn man umzieht, ob nun ins Ausland oder nicht, nimmt man natürlich Dinge mit, aber man lässt auch Dinge zurück. Genau wie bei der Übersetzung…
Es ist schon drei Monate her, dass ich zurückgekommen bin, und ich fühle mich zum Glück nicht mehr so fehl am Platz. Allerdings sehe ich Exeter und mein Zuhause mit neuen Augen. Etwas hat sich für immer geändert, aber wie kann ich nicht genau sagen. Ich weiß noch nicht, wo ich meinen Master studieren möchte, aber es wird irgendwo anders auf jeden Fall. Und so fängt das Pendel wieder an: ein neuer Ort, neue Gewohnheiten, neue Herausforderungen. Ich freue mich darauf.
English Version:
How much do we change in another language? Do we unconsciously translate our personalities? Returning to the UK was a strange experience for Isabelle, after spending her year abroad in Tübingen. Now, she reflects on how language and culture interact.
Since returning to England from my year abroad, I sometimes find myself lost for words. I don’t mean in German, I mean in English. Whenever I would say “genau” or “alles klar”, I would suddenly find a gap in English that I had never noticed before. Of course, there are equivalents, but something is always lost in translation. It sounds pretentious, like the stereotype of the girl who has come home from her year abroad and says “ciao” to the barista, but there is a certain adjustment that has to take place, and to me, this is the hardest translation exercise: the translation of the self.
…there is a certain adjustment that has to take place, and to me, this is the hardest translation exercise: the translation of the self
As I would like to become a translator, I am interested not only in the translation of words, but also in how we translate culture and cultural particularities. To me, the process is like a riddle in which you have to find the best answer, except there is no one right answer, rather multiple possible answers. These answers are similar, but rarely synonyms. It is the same sometimes when I am trying to explain something German to my family, or when I’m telling a story from my year abroad. In every country, and by extension in every language, there is a particular context or things that are taken for granted, which can be difficult to explain. When I was younger, I thought that anyone with a dictionary could be a translator. However, words are linked to a culture and a context, and that is never easy to translate.
When you are in a new country, you have to, of course, adapt and the process seems to me like a translation. When translating, something is always changed, whether it is that something’s lost or something’s gained. In the same way, when I arrived in Germany, I had to change my behaviour in order to fit in with German culture. Of course, I missed things from home, not just the language, but also traditions and habits, but in the course of the year, I also gained German habits and got used to German culture. Don’t get me wrong, I’ve not become German or a fluent German speaker.
I am still, for the most part, the same person as I was a year ago—nothing dramatic has changed there. Yet when you move, whether that’s abroad or not, you of course take things with you, but you also leave things behind. Just like in translation… We talk about a ‘culture shock’ when you find yourself in a new country, but not when you go back home. It is expected that we fit into the same shoes as before, even though we have been used to a different pair for a year.
Yet when you move, whether that’s abroad or not, you of course take things with you, but you also leave things behind. Just like in translation…
It’s already been three months since I returned, and I don’t feel so out of place anymore. But I can see Exeter and home with new eyes. Something has permanently changed, though I couldn’t say exactly what. I do not yet know where I want to study for my Masters, but it will certainly be somewhere else. And so the cycle begins again: a new place, new routines, new challenges. I’m looking forward to it.
Editor: Ryan Gerrett